Soichiro Honda erteilte 1987 der HRC-Abteilung den Auftrag, für die neu geschaffene Superbike-WM ( ab 1988 ) ein siegfähiges Motorrad zu entwickeln. Es entstand die VFR 750 R, die sich in ihren Genen stark an die über Jahre in der Langstrecken-WM dominierende RVF 750 anlehnte ( V4-Motor, Einarmschwinge ). Merkwürdigerweise sprach man von Anfang an nie von der VFR 750 R, wie sie ja offiziell hieß, sondern benannte sie nach ihrem Kürzel des Entwicklungscodes als RC 30.
Um die Homologation zu erlangen, mussten nach dem damaligen Reglement 1000 Stück als Straßenreplikas produziert werden. Es lagen aber bis Ende 1987 2000 Bestellungen vor, so dass ein Losentscheid über die Verteilung des ersten Kontingents erfolgen musste. Über Nacht war somit die Produktion abverkauft und HONDA sah sich gezwungen, wesentlich mehr auf den Markt zu bringen als ursprünglich geplant. Insgesamt entstanden so bis zum Jahr 1990 3000 Stück. Mittels zweier käuflicher HRC-Kits konnte die RC 30 zu einem wettbewerbsfähigen Racer aufgerüstet werden.
Alle RC 30 wurden in der HRC-Abteilung gebaut und waren von ungewöhnlich hoher Fertigungsqualität. Nie zuvor war in einem käuflichen Straßenmotorrad so viel geballte Technik vom Feinsten verbaut. Es war HONDAS ganzer Ehrgeiz der Welt zu zeigen, zu welch technischer Innovation und Leistungsfähigkeit man in der Lage war. Wirtschaftliche Gründe traten in den Hintergrund, gleichwohl der Preis mit 27.000 DM für damalige Verhältnisse exorbitant hoch war.
Prompt errang man damit auf Anhieb 1988 und 1989 die Titel der Fahrer- und Marken-WM ( Fred Merkel/USA ). 1990 nochmals einen Markentitel. Danach zog sich HONDA aus dieser Meisterschaft zurück, schließlich war der Beweis der Leistungsfähigkeit mit diesen Titeln ja erbracht. Trotzdem konnte die Erfolgsserie dieses Modells weltweit auf nationaler Ebene, sowie bei den Rennen auf der
Isle-of-Man noch einige Jahre fortgesetzt werden.
Heute, mehr als 20 Jahre nach ihrem Erscheinen, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sie mittlerweile in die Weihrauchliga der Legenden aufgestiegen ist. Dabei war sie in der Straßenversion nicht gänzlich frei von Fehlern. So wurden die ersten Modelle mit zu weichem Ventilsitzmaterial – wie es im Rennen Verwendung findet – ausgeliefert, was dazu führte, dass die Ventile sehr schnell eingesessen waren und nicht mehr viel ging. HONDA reagierte sehr schnell und unbürokratisch, indem Köpfe mit härterem Material an die betroffenen Kunden auf dem Kulanzwege ausgeliefert wurden. Sie neigte auch – insbesondere im Stadt- bzw. Stop-and-Go-Verkehr – zu Überhitzungserscheinungen. Schuld daran ist das überaus kompakte Triebwerk mit seinem „Auspuffgewürm“ in der extrem knapp geschnittenen Verkleidung. Sie will bewegt werden und das in zügiger Gangart, dann fühlen sich Fahrer und Maschine wohl. Schließlich ist sie ausschließlich zu diesem Zweck gebaut worden. Als Rennpferd die Tätigkeit eines Ackergaules verrichten zu müssen, bringt letztendlich so ziemlich jedes Ross ins Schwitzen.
Hier ein schönes Video dazu:
Alle Erfolge der RC 30 aufzuzählen, wäre an dieser Stelle zuviel des Guten, deshalb die vielleicht wichtigsten Siege:
Superbike WM
1988 und 1989
1990
Fahrer- und Markenweltmeisterschaft unter F. Merkel / USA ( Rumi Team )
Markenweltmeisterschaft
Deutsche SB
1989 und 1990
Superbikemeisterschaft unter A. Hoffmann / CH ( Eckert Honda )
International
1993
Australische Superbikemeisterschaft unter Troy Corser
TT Races - Isle - of - Man
1988
Prod. B
1. Steve Hislop 112,29 mph
2. Brian Morrison
3. Joey Dunlop
Senior TT
1. Joey Dunlop 117,38 mph
2. Steve Hislop
Formula 1
1. Joey Dunlop 116,25 mph
2. Nick Jefferies
3. Roger Burnett
4. Carl Fogarty
1989
Formula 1
1. Steve Hislop 119,36 mph
2. Brian Morrison
5. Carl Fogarty
Prod. 750
1. Carl Fogarty 114,68 mph
2. Steve Hislop
1990
Formula 1
1. Carl Fogarty 118,35 mph
Senior TT
1. Carl Fogarty 110,95 mph (wet race)
1991
Formula 1
1. Steve Hislop 121,00 mph
2. Carl Fogarty
Senior TT
1. Steve Hislop 121,09 mph
2. Joey Dunlop
3. Phillip McCallen
1992
Formula 1
1. Phillip McCallen 119,80 mph
2. Steve Hislop
3. Joey Dunlop
1993
Formula 1
1. Nick Jefferies 118,15 mph
2. Phillip McCallen
3. Steve Ward
Senior TT
1. Phillip McCallen 118,32 mph
2. Nick Jefferies
3. Steve Ward
Die schnellste Runde einer Fahrerin geht an Sandra Burnett mit 111,57 mph auf der RC 30.
Langstrecken - WM
Auch hier war man mit der RC 30 außerordentlich erfolgreich. 1989 und 1990 wurde der WM-Titel errungen, dabei siegte die RC 30 drei mal in Folge beim Bol d´Or in Le Castellet und ebenfalls drei mal in Folge bei den 24h von Le Mans ( jeweils 1988 – 1990 ).